Montag, 27. Mai 2013

Sulawesi - Toraja

Von Bali aus gelangt man nach Sulawesi mit dem Abendflugzeug von Air Asia innerhalb von nur 1,5 Stunden Flugzeit. Ich lebe seit einiger Zeit auf Bali und arbeite dort für die Tauchbasis von Amed Scuba und helfe dort Reisen in andere Regionen zu organisieren. Von Amed Scuba aus bin ich aufgebrochen, um das Land der Toraja zu erkunden und unseren Freunden näher zu bringen. Nach ungefähr acht stündiger Fahrt über enge gewundene Straßen von Makassar über Pare Pare
Ke´te Kesu: Wohnhäuser mit Reisspreicher
nach Rantepao, erreichen wir heute morgen unser Ziel - Das Land der Toraja. Noch sind wir etwas Müde von der anstrengenden Fahrt und erfrischen uns kurz, aber nach der Dusche und kurzem Ausstrecken auf dem Bett, sind wir alle fit, das Torajaland zu entdecken. Unser Fahrer Welly ist hier geboren, aber seine Eltern zogen bereits in seiner Kindheit nach Makassar, da es hier bessere Arbeitsmöglichkeiten für Indonesier gibt, stellt doch Makasar das Tor zwischen Ost- und Westindonesien dar. Auf diese Weise habe ich die einmalige Möglichkeit das Land mit Hilfe der Augen eines Einheimischen zu sehen. Und natürlich habe ich viele Fragen zur Kultur der Toraja. Eine Kultur die mich fasziniert und gleichzeitig befremdet. Faszinierend ist es zu sehen, wie unterschiedlich Totenkulte ausgebildet sind. Wie Menschen mit dem Tod umgehen, aber als befremdend empfinde ich auch wie weitreichend der Einfluss des Jenseits bereits auf das Diesseits hat und so wandere ich im wunderschönen Land der Toraja zwischen den Toten, die das Leben der noch Lebenden durch den Vollzug ihrer Kulte auch begegrenzen und Kapazitäten
Schnitzkunst am Reisspeicher (Alang)
Tongkonan - Wohnhaus mit Büffelhörnern
Torajahäuser in Ke´te Kesu
binden und eine Weiterentwicklung begrenzen. Im Land der Toraja gibt es unterschiedliche Klassen, wie mir Welly unser Reisebegleiter berichtet. Die Zugehörigkeit der Klasse ist bereits historisch und wird bedingt durch den Landbesitz. Es gibt reiche Landbesitzer (Tokapua), Großpächter (Tomakaka "großer Bruder") und Kleinpächter und Kleinbauern (Tobuda). Der Landbesitz ist auch heute mit Geldbesitz automatisch gekoppelt. Die alten Strukturen und Traditionen werden bis heute gepflegt und eingehelten. Die starrre Sozialstruktur wird auch durch die gepflegten Traditionen aufrecht erhalten.Interessant sind die ungewöhnlichen Holzhäuser und die Begrebniszeremonien, die hier im Lande der Toraja stattfiden.Und so führt uns unser erster kleiner Ausflug nach Ke´te Kesu, das wohl das best erhaltene Torajadorf der Gegend ist. Ke´te Kesu ist berühmt für seine Schnitzkunst, die der Besucher an den Wohnhäusern, den sogenannten Tongkonan, und den ihnen gegenüber stehenden Reisspeichern, den sogenannten Alang, bewundern kann. Der Reisende bekommt eine beeindruckende Architektur vor Augen geführt. Die traditionellen Toraja Häuser besitzen Dächer in Schiffsform und die Häuserreihen verlaufen parallel in Ost-West-Richtung. Kein Nagel wurde für den Bau in traditioneller Bauweise verwendet. Die Wohnhäuser weisen nach Norden und sollen ihren Göttern entgege
n blicken. Die Wohnhäuser Tongkonan sind genau wie die Reisspeicher Alang auf Pfähle gebaut und schweben über der Erde. Das Dach besteht aus übereinander gelegten Bambusschichten erinnert an die Form eines Schiffes. Die vorderen Stützbalken der Wohnhäuser sind mit zahlreichen Büffelhörnern geschückt, die über die soziale Stellung der Bewohner Auskunft geben. Die Büffelhörner
Tongkonan stehen auf Stelzen
stammen von vorngegangenen Beerdigungzeremonien. Je mehr Büffel auf einer Beerdigung geschlachtet worden sind, desto höher ist das Ansehen, das seine Bewohner genießen. Die Außenwände sind mit geschnitzten geometrischen Ornamenten in den Farben Rot, Schwarz, Weiß und gelb verziert.
Ein Weg zwischen den Häusern führt uns auf die Rückseite der Wohnhäuser und entlang von Verkaufsständen in ein grünes Tal zu einer Felswand, in der es die historisch sehr alten hängenden Gräber der Toraja zu sehen gibt. Bereits auf dem Weg in der Schlucht treffen wir auf weitere Häuser, die den Toraja allerdings nicht als Wohnhäuser dienen, sondern als Mausoleun, wo ihre verehrten Toten ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Vor den Häusern und in einer kleinen Höhle in den Felsen findet der Reisende sogenannte Tao Taos, lebensgroße Figuren aus Ananasholz, die den Toten im Alter seines Lebensendes darstellen und sehr lebensecht anmuten. Ihr Preis beträgt um die Dreimillionen Rupien.
Botane (Totenhaus oder Mausoleum)
Tao Tao



















An der Felswand findet der Besucher die sogeannten hängenden Gräber. Bereits
Hängende Gräber
Kunstvoll geschnitzter Holzsarg
unten am Fuße des Aufstiegs erkennt man Grabstätten und Särge. Man schreitet eine Treppe hinauf zu einer Höhle. Über einem befinden sich viele hängende, teilweise sehr aufwändig geschnitzte Holzsärge. Aus den verwitterten ragen bereits Schädel und Knochen hervor und auch dem Boden liegen verstreut Knochen von Verstorbenen. Die wichtigsten Ereignisse in den hiesigen Familien ist die Geburt, die Hochzeit und der Tod. Diese Zeremonien müssen dem Stande gemäß ausgerichtet werden. Bei Zeremonien der Mittelschicht (Tomakaka),
Teurer Albino Bulle im Toraja Land
die drei Tage dauert, werden vier bis zwölf Büffel getötet. (Name des Festes: Dipatallung Bongi) Besonders wertvoll sind die Albino Büffel, von denen bereits ein einzelner den Preis eines Mittelklassewagens in Indonesien hat. Bis zu 260 Millionen Rupien, umgerechnet 20.000 Euro kostet so ein Büffel mit blauen Augen. Die schwarzen Büffel hingegen sind bereits für "nur" 100 Millionen Rupien zu erhalten. Bereits bei der wohlhabenderen Mittelschicht wird 5 Tage gefeiert und dementspechend mehr geopfert. (Name des Festes: Dipalimang Bongi) Stierkämpfe werden bei den einwöchigen Dipapitung Bongi veranstaltet. Hier werden auch traditionelle Tänze aufgeführt, um die Besucher zu begrüßen, berichtet mir Albertine, eine junge Toraja, der ich mit ihrem Kind begegne und die großes Interesse auch für andere Kulturen zeigt. Dirapai ist das größte Totenfest. Diese sehr selten, da unglaublich teure Begräbnisfeier wird sehr selten von der Oberschicht den Tokapua abgehalten. Sie wird in zwei hälften von je einer Woche unterteilt. Jede Hälfte dauert eine ganze Woche, wobei auch Unterfünfte für die Besucher gebaut werden. Der Umfang des Festes und der geschlachteten Tiere ist unbzählbar und wahrscheinlich auch kaum bezahlbar. Welly berichtet mir, das sich die Familien Bullen von anderen Familien ausleihen, die dann als Gegenleistung bei der nächsten Beerdigung von der Familie wieder gestellt werden müssen.
christine Sbick, Amed Scuba
Hinterher werden die Toten in ihren aufwendig geschnitzten Särgen beerdigt. Bei den hängenden Gräbern werden die Särge an Holzgestellen in die Felswände gehängt und die aus Ananasholz gefertigten hölzernen Abbilder der Verstorbenen werden in deren Kleidern aus Tao Tao Figuren vor die Felswände in dort hineingemeißelte Höhlen gestellt. Oftmals stehen die Tao Tao nicht alleine sonder in Gruppen. Oft werden von den Angehörigen Wertgegenstände ins Jenseits mitgegeben, um den geliebten Angeörigen das Leben im Jenseits zu erleichtern. In der Vorstellung der Gläubigen verbleiben die Toten auf der Erde, müssen jedoch auf die lange und gefährliche Reise nach Puya, einem mythischen Ort weit im Süden hinter dem Horizont, ausgestattet werden. Der Weg nach Puya beginnt im Tunnel einer Felsenhöhle. Erreichen die geliebten Verstorbenen tatsächlich nach langer Reise Puya so werden sie dort von den auf der Erde erbrachten Opfern ernährt. Es besteht für die Seelen jedoch auch die Möglichkeit, wenn die erforderlichen religiösen Rituale der lebenden Verwandten durchgeführt worden sind, den heiligen Berg Bambapuang zu besteigen und dadurch in die Oberwelt eingehen. Dadurch ergibt sich für die angehörigen ein starker sozialer und religiöser Zwang, der ihre Kapazitäten stark bindet.
Für weitere Fragen zur Reise stehen die Mitarbeiter von Amed Scuba gerne zur Verfügung!


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