Sonntag, 17. Januar 2010

Shivalatri

Seit gestern branden hohe Wellen an den Strand in Amed. Nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit doch die Stärke und Höhe der Wellen ist dieses Jahr nicht ganz so wie gewohnt. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar eilten die Fischer raus, um ihre Jukungs, die ortsüblichen Auslegerboote höher an den Strand zu bringen, denn die Wellen erreichten bereits die Fundamente der Hotels. Jeweils vier Fischer halfen sich gegenseitig ihre schweren Boote in Sicherheit zu bringen, indem sie diese an ihren vier Ecken anhoben und so weit wie möglich zur Straße hinauf brachten. Ein Fitnessstudio ist da nicht nötig und man versteht, was für eine schwere Arbeit diese Männer hier noch leisten müssen!

Die großen Tauchbasen gehen weiterhin mit ihren Gästen zum Tauchen hinaus, aber wir haben uns entschieden in den folgenden sechs Tagen, wo die Stärke der Wellen nicht abreißen soll, nicht mit unseren Gästen von Amed Scuba zu tauchen. Der Eintritt ins Wasser erfordert doch auch eine gewisse Standfestigkeit, da die Lavasteine
sich unter den Füßen wegdrehen und gerade viele neue Steine an den Strand angespült werden, die sich auf andere legen und damit keine feste Lage haben. Hinzu kommt, dass die Sicht durch die aufgewühlten Sedimente gerade einmal fünf Meter beträgt. Bei schlechtem Wetter kommt es schon einmal zu einer eingeschränkten Sicht unter Wasser, die von den Diveguides dann als Capuccino betitelt wird. Im Augenblick sprechen wir von Espresso! Aber die Wellen haben auch etwas gutes, denn sie durchmischen die unterschiedlichen Schichten des Meeres, was hoffentlich zu einer Abkühlung führen wird. Nicht nur über Wasser, denn es ist heute hier angenehm frisch, was die Hausarbeit angenehmer macht, da man nicht so schwitzen muss. Dank der Regenzeit sprießt im Garten alles und wächst und gedeiht. Unter Wasser hatten wir fast durchgängig 30 Grad Wassertemperatur und das auch in 20 Meter Tiefe! Vor dem starken Wellengang sind die Temperaturen in 20 Meter in Tulamben jedoch bereits auf 28 Grad gesunken, was einer leichten kühlen Strömung zu verdanken war, die leichte Abkühlung brachte.

Einen Grund zum Feiern finden die Balinesen eigentlich immer. Der 14. Februar fiel dieses Jahr auf einen besonderen Tag im Balinesischen Kalender, der ja bekanntlich einem anderen Rhythmus folgt als die westlichen Kalender. Die meisten Feste des Balinesischen Kalenders wiederholen sich alle 210 Tage, da sie dem Pawukon Kalender entsprechen. Viele Feste richten sich jedoch auch nach dem Mondkalender, wo alle Vollmonde und Halbmonde gefeiert und geopfert wird! Eines der wichtigsten Feste des Balinesischen Jahres ist das Shivapitri Fest. Ein Tag, der der inneren Einkehr dienen soll und an dem meditiert wird.
Es war einmal ein Jäger, der durch die Wälder Balis streifte, er tötete alle Kreaturen, die ihm begegneten und war sehr böse! Eines Tages kam auch Shiva in diesen Wald und der Jäger folgte ihm in böser Absicht, aber Shiva war immer ein bischen schneller. Erschöpft ließ sich der Jäger nach der erfolglosen Verfolgung auf einer Lichtung nieder in der Shiva betete und angetan von der Shiva-Meditation meditierte auch der böse Jäger zusammen mit dem Gott. Als der Jäger nun starb sollte er zur Hölle gehen, aber Shiva nahm ihn in den Schutz und sagte, dieser Mann hat einmal mit mir zusammen meditiert. Dadurch war der böse Jäger gerettet!
Die Balinesen glauben somit, wenn sie an diesem Tag von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang meditieren und beten, so werden ihnen alle Sünden vergeben und sie sind gerettet.
Meinen Abend verbrachte ich daher in Bunutan im Banjar mit den Einwohnern unseres Dorfes, um gemeinsam zu beten, den Segen vom Manku zu erhalten und den Tänzen und Gamelanklängen des örtlichen Orchesters zu lauschen.
Tamulilingan
Auf dem Opfertisch des Tempels stapelten sich die Opfergaben, die bunte, turmartige Gebilden darstellen. Diese bestehen aus Früchten, Kuchen und Blumen und werden von den Balinesen als Banten Tegeh bezeichnet. Nach dem Segen und nachdem die Essenz der Opfergaben den Geistern geopfert und geweiht worden sind, nimmt man diese wieder nach Hause und verspeist sie mit der Familie und Freunden.
Auch ich brachte die geforderten Blumenopfer in meinen Haustempeln, zündete die Räucherkerzen an und meditierte zusammen mit meinen Freunden bis Mitternacht. Nicht alle Balinesen erschienen jedoch zum meditieren sondern frönten einem von Balis Hauptproblemen dem Spielen. Viele Balinesen sind spielsüchtig. Häufig verspielen einige Männer nicht nur ihr Tageseinkommen und die Frauen und Kinder warten Zuhause vergebens auf ihre Ehemänner und das Geld für den Reis. Spiele gibt es Vielfältige. Dazu gehören sicherlich die verbotenen, aber täglich stattfindenden Hahnenkämpfe, Blockju eine Art Kartenspiel und Bolah Adil eine Art Balinesisches Roulett. Bereits die kleinen Wetten auf zu fallenden Würfelbilder. Spielen ist auf Bali verboten, jedoch finden besagte Hahnenkämpfe täglich an den den Einheimischen bekannten Orten statt.
Mir fielen jedoch bereits um Mitternacht beim meditieren langsam die Augen zu und ich machte mich auf in mein kleines Häuschen, um zu schlafen.



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