Montag, 22. Februar 2010

GOA LAWAH



Der Fledermaustempel Pura Goa Lawah
Fledermäuse hängen wie Trauben von der Decke. Goah Lawah ist einer der beliebtesten Tempelanlagen hier auf Bali.
Auf dem Weg von Amed nach Ubud folgen wir bei der Tauchtour von Amed Scuba der wunderschön gewundenen Küstenstraße Richtung Süden. Auf halbem Weg treffen wir auf ungewöhnliche Zeremonien, die sich um einen Tempel gruppieren und uns am weiterfahren hindern. Also steigen wir aus, nachdem wir im Gewühl einen Parkplatz entdeckt haben und folgen der Prozession in den Tempel hinein. Da wir Touristen sind, erwerben wir eine Eintrittskarte für 15.000 Rupiah (ca. 1,5 Dollar), wofür wir auch gleich einen Sarong und einen Tempelschal erhalten, um angemessen in den Tempel treten zu können. Pura Goa Lawah heißt diese wunderschöne Tempelanlage, die als hintere Wand eine größere Höhle hat, in der tausende von Fledermäusen Kopf unter hausen. Die gesamte Wand scheint belebt von diesen eng nebeneinander traubenförmig herabhängenden kleinen zappelnden und schwatzenden, schwarzen Flugwesen. Es handelt sich dabei um so genannte Fruchtfledermäuse, eine kleinere Art der Flughunde.
Pura Lawah erscheint in allen Verzeichnissen der Sad Kahyangan (den sechs heiligsten Tempeln Balis) und wurde bereits im 11. Jahrhundert von Empu Kutaran, dem hohen Hindu-Priester aus Java gegründet. Wahrscheinlich ist die uralte Höhle aber bereits ein aus der animistischen Zeit Balis stammendes uraltes Heiligtum gewesen.
Die gläubigen Balinesen sind überzeugt, dass die Höhle eine direkte Verbindung zu über ein ganzes Höhlensystem zum Fuße des Gunung Agung Bergheiligtums hat und somit eine direkte Verbindung zu Shiva dem Hauptgott der Hindus. Shiva ist gleichzeitig der Schöpfer- und der Zerstörergott und somit wichtig für die Inkarnation verstorbener Balinesen. Daher ist auch der Haupttempel im Pura Goa Lawah dem Gott Shiva mit seinen 11 Merus gewidmet. Shiva hat somit einen direkten Einfluss durch das Höhlensystem hinunter in den Tempel hinab, den die gläubigen Angehörigen der Verstorbenen nutzen, um deren Asche zu weihen und im Anschluss in das Meer zu entlassen. Hier findet also der Höhepunkt der Kremation statt, bei dem die Seele des Verstorbenen gereinigt worden ist durch die Erde, die Luft, das Feuer und zum Abschluss durch das Wasser.
Die Theorie des Höhlensystems wird auch hier wieder durch eine alte Geschichte gestützt, die von den Balinesen erzählt wird. Es war einmal ein junger Prinz der Mengwi-Dynastie, der im 17. Jahrhundert Anspruch auf die Thronfolge erhob und Herrscher werden wollte. Das höchste Gericht in Klungkung beschloss, dass er seinen Anspruch belegen sollte, indem er in den Höhlen übernachten sollte, in der sich neben den Fledermäusen auch Schlangen befinden sollen. Als der junge Prinz nach einigen Tagen wieder in Besakih am Muttertempel am Fuße des Gunung Agung auftauchte, wurde sein Anspruch auf den Thron als gerechtfertigt angesehen und sein Auftauchen wurde als Beweis für die Höhlentheorie gesehen.
Auf jeden Fall lohnt sich ein Stopp an dem schönen kleinen Tempel, der heute Heimat für viele Fledermäuse geworden ist, die in der Tempelhöhle ein sicheres Zuhause gefunden haben.
In dieser dunklen Höhle, so glauben die Balinesen ebenfalls, leben die Unterweltgötter, die sich in Form von Schlangen manifestieren. An Oberster Stelle steht hier die Unterweltgottheit Sanghayang Naga Basuki, der Herr der Schlangen. Naga Basuki ist eine der beiden Unterweltschlagen, die andere ist Antaboga, die zusammen die Weltschildkröte Badawang umschlingen, auf der die Insel Bali ruht. In den Tiefen der Höhle sollen also Schlangen hausen, die die Manifestation von Naga Basuki sind und welche sich von verendeten heiligen Fledermäusen ernähren.

Die Gerichtshalle Kerta Gosa
Bei der Tauchreise von Amed Scuba kommen wir auf dem Weg nach Ubud durch die alte Majapahit-Hauptstadt Klungkung, wo sich der oberste Gerichtshof Balis befunden hat. Nach dem Zusammenbruch des javanischen Majapahit-Imperiums landeten Ende des 15. Jahrhunderts die ersten hindu-javanischen Emigranten an der Südostküste von Bali und wählten das südlich vom heutigen Klungkung gelegene Gelgel als Sitz ihres neuen Königreiches aus. Damit trat die hinduistische Majapahit-Dynastie aus Java die Herrschaft über ganz Bali an. Ihre Hegemonialstellung begründeten sie mit dem Titel Dewa Agung (Erhabener Gott). Mitte des 17. Jahrhunderts zerfiel das Gelgel Reich in ein Dutzend selbständige, sich häufig befehdende Fürstentümer, über deren Geschichte viele balinesische Bücher Auskunft geben. Die Gelgel oder Klungkung Dynastie, deren Hauptsitz ca. 1710 von Gelgel nach Klungkung verlegt worden ist, wurde aber weiterhin als das ranghöchste Dynastie Balis anerkannt und ihre Angehörigen als hohe Kaste verehrt, weil sie die älteste der balinesichen Fürstengeschlechter darstellt. Am Hofe der Klungkung Fürsten erreichten Musik und Tanz sowie die heute noch gepflegte Wayang Malerei eine Blüte. Überdies war Klungkung Jahrhunderte lang Sitz des für die gesamte Insel zuständigen obersten Gerichtshofes. Die berühmte Gerichtshalle Kerta Gosa aus dem 18. Jahrhundert ist noch heute zu bewundern. Sie gilt als eines der schönsten Beispiele balinesischer Profanarchitektur. Hier richteten einst hohe Brahmanen-Priester im Namen des Königs über alle Verbrechen. Ihre Deckengemälde im Dachstuhl verdeutlichen sehr anschaulich, welche Strafen ein Verbrecher zu erwarten hatte. Diese Fresken sind im reinsten Wayang-Stil gestaltet. Die unteren Bildreihen schildern alle Folterqualen der Hölle, während die oberen alle Wonnen des Paradieses darstellen. Eine von zwei Naga-Schlangen flankierte Treppe führt hinauf zu dem auf einem zwei Meter hohen ‚Steinpodest stehenden Justizpavillon. Inmitten eines künstlichen otosteiches liegt der schwimmende Pavillon Bale Kembang. Auch dieses Bauwerk, in das sich der Raja mit seinen Konkubinen während der heißen Tageszeit zurückzog, besitzt wunderschöne Deckenfresken der Wayang-Malerei.

Den Untergang der Majapahit-Dynastie veranschaulicht Vikki Baums Roman “Liebe und Tod auf Bali“. Nachdem ein chinesisches Handelsschiff in Sanur gestrandet war und die Balinesen dessen Inhalt nicht legal in Besitz genommen hatten, nutzten die Holländischen Besatzer diesen Anlass um gegen die süd-balinesischen Fürstentümer los zu ziehen und diese schlecht ausgerüsteten Krieger zu unterwerfen. Wie andere Herrschergeschlechter zogen auch die Familie und das Gefolge des Dewa Agung den Puputan-Freitod vor anstatt sich der Übermacht der Holländer zu unterwerfen. Bei der holländischen Strafexpedition im Jahre 1908 wurden der fürstliche Palast und die meisten bedeutenden Bauwerke in Klungkung zerstört.

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